46:0 – Als Vanuatu Geschichte schrieb und Mikronesien Haltung bewies

Bei den Pacific Games 2015 wurde Geschichte geschrieben: Vanuatu fegte mit 46:0 über Mikronesien hinweg. Ein Ergebnis, das im pazifischen Fußball bis heute für Staunen sorgt. Doch hinter dem Rekordspiel steht mehr als ein Kantersieg: Es ist auch eine Geschichte über Mut, Respekt und unterschiedliche Realitäten im Inselraum.

Pacific Games 2015 – Port Moresby – Vanuatu vs. Mikronesien

Am 07. Juli 2015 schrieb ein Fußballspiel im pazifischen Inselraum Geschichte: Beim U-23-Turnier der Pacific Games in Port Moresby (Papua-Neuguinea) trafen die Mannschaften von Vanuatu und den Föderierten Staaten von Mikronesien aufeinander und trennten sich mit dem unfassbaren Endstand von 46:0. Die Partie ging als eines der torreichsten offiziellen Länderspiele in die Annalen des Fußballs ein, auch wenn es mangels FIFA-Mitgliedschaft Mikronesiens nicht in die offiziellen Rekordlisten aufgenommen wurde.
Für Vanuatu stand viel auf dem Spiel. Nach zwei Gruppenspielen lagen sie punkt- und torgleich mit Fidschi und Tahiti, nur ein Kantersieg konnte noch den Einzug ins Halbfinale sichern. Und so tat die Mannschaft genau das: Sie spielte sich in einen Rausch, erzielte bereits zur Halbzeit 24 Tore und legte in der zweiten Hälfte noch 22 nach. Jean Kaltack allein traf 16-mal. Ein inoffizieller Rekord für einen einzelnen Spieler bei einem internationalen Wettbewerb.

Auf der anderen Seite stand eine mikronesische Mannschaft, die kaum Erfahrung im internationalen Fußball hatte. Viele Spieler waren erstmals außerhalb ihrer Inseln unterwegs, einige hatten zuvor nie auf einem echten Fußballfeld mit elf Spielern gestanden, geschweige denn auf Rolltreppen oder in Aufzügen, wie Beobachter später berichteten. Das Team kassierte im Verlauf des Turniers drei Niederlagen mit insgesamt 114 Gegentoren – 0:30 gegen Tahiti, 0:38 gegen Fidschi und schließlich das legendäre 0:46 gegen Vanuatu.
Trotz der historischen Pleite gaben sich die mikronesischen Spieler nicht auf. Sie wurden in ihrer Heimat nicht ausgelacht, sondern gelobt für ihren Mut, ihre Ausdauer und die Bereitschaft, auf internationalem Parkett anzutreten. Der australische Trainer des Teams, Stan Foster, sprach im Rückblick von einem „boys against men“-Szenario. Dennoch blieb der Einsatz für viele der jungen Spieler ein prägendes Erlebnis.
Das 46:0 von Port Moresby ist heute mehr als nur eine skurrile Fußnote in der Sportgeschichte: Es wirft ein Schlaglicht auf die großen Unterschiede in der fußballerischen Entwicklung der pazifischen Inselstaaten, aber auch auf den Enthusiasmus und die Lernbereitschaft jener Teams, die trotz aller Widrigkeiten auf das Feld treten. Bei den Pacific Games zählt nicht nur, wer siegt, sondern wer den Mut hat, überhaupt anzutreten.

Wer sich selbst ein Bild von diesem einmaligen Spiel machen möchte: Die komplette Partie ist auf YouTube abrufbar – inklusive aller 46 Tore.