Länderporträt: Palau

Palau ist klein an Fläche, aber groß an Geschichte, Artenvielfalt und politischer Eigenständigkeit. Der Inselstaat im westlichen Pazifik verbindet koloniales Erbe, japanischen Einfluss und moderne Umweltpolitik wie kaum ein anderer Ort in Ozeanien.

Eine Nation aus Korallen

Der Inselstaat Palau liegt im westlichen Pazifik, nordöstlich von Indonesien und östlich der Philippinen. Das Archipel umfasst mehr als 300 Inseln, von denen nur wenige dauerhaft bewohnt sind. Die Vielfalt an Inseltypen – vulkanisch, kalkstein- oder korallenbasiert – spiegelt sich in einer spektakulären Landschaft wider: von türkisfarbenen Lagunen über dichte Dschungel bis hin zu den berühmten „Rock Islands“.
Ökologisch gehört Palau zu den artenreichsten Staaten des Pazifik, mit einem der vielfältigsten Meeresökosysteme der Erde. Anders als in Teilen Mikronesiens oder Polynesiens ist die Land- und Unterwasserwelt hier noch weitgehend intakt.

Kurzer Blick in die Geschichte

Die ersten Siedler Palaus kamen vermutlich vor über 3.000 Jahren aus dem heutigen Indonesien. Später war das Archipel Teil weitverzweigter Handelsnetzwerke zwischen Südostasien und Mikronesien.
Im 16. Jahrhundert wurde Palau von spanischen Seefahrern „entdeckt“ und blieb bis 1899 nominell unter spanischer Oberhoheit. Eine Phase, die aber nur geringe koloniale Durchdringung mit sich brachte. Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg verkaufte Spanien seine pazifischen Besitzungen, darunter auch Palau, an das Deutsche Reich.
Ab 1899 wurde Palau Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea. In diese Zeit fallen erste infrastrukturelle Eingriffe wie Kanalarbeiten für Schiffsverbindungen, der Beginn des Phosphatabbaus sowie der problematische Import exotischer Tiere – darunter Javaneraffen, die später zur Plage wurden.
Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm Japan das Gebiet im Rahmen eines Völkerbundmandats. Palau wurde zur Verwaltungszentrale des japanischen Südseemandats (Nanyō-chō) und damit zu einem regionalen Machtzentrum. Japanische Investitionen veränderten die Infrastruktur, das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt tiefgreifend. Noch heute ist Japanisch in Palau als Sprache präsent ein in Mikronesien und Polynesien einmaliges kulturelles Erbe außerhalb Japans.
Während des Zweiten Weltkriegs war Palau stark umkämpft. Besonders die Insel Peleliu, wo 1944 eine der blutigsten Schlachten des Pazifikkriegs stattfand. Noch heute zeugen Überreste von Kriegsinfrastruktur und Mahnmale von dieser Zeit.
Nach Kriegsende stand Palau unter US-Verwaltung im Rahmen des Treuhandgebiets Pazifische Inseln. 1978 stimmten die Bürger von Palau gegen eine Beteiligung an den 1979 gegründeten Föderierten Staaten von Mikronesien und entschieden sich stattdessen für einen eigenständigen Weg in die Unabhängigkeit.

Politik und internationale Beziehungen

Palau ist seit 1994 unabhängig und unterhält einen Compact of Free Association mit den USA, inklusive finanzieller Hilfen und sicherheitspolitischer Garantien.
In den letzten Jahren versuchte China, seinen Einfluss auf Palau auszubauen, unter anderem über Tourismusinvestitionen und politische Annäherung. Palau hält jedoch diplomatische Beziehungen zu Taiwan aufrecht und ist eines der wenigen Länder, die Pekings Druck bislang standhalten. Diese Haltung führte zeitweise zu einem Boykott chinesischer Reiseveranstalter.

Gesellschaft, Religion und Identität

Rund 65 % der Bevölkerung sind Katholiken, etwa 20 % Protestanten, daneben gibt es kleinere Gruppen von Siebenten-Tags-Adventisten, Mormonen und Anhängern traditioneller Glaubenssysteme. Viele matrilineare Strukturen bestehen fort, insbesondere im Landbesitz und bei Zeremonien. Tätowierungen (Tatau) sind ein bedeutender Bestandteil der kulturellen Identität mit Motiven, die Natur, Herkunft und soziale Rolle visualisieren. Heute erlebt die Tradition, besonders unter jungen Palauern, eine Renaissance.

Tourismus und Nachhaltigkeit

Palau gehört zu den innovativsten Ländern im Bereich nachhaltiger Tourismus. Besucher müssen sich mit dem „Palau Pledge“ schriftlich verpflichten, die Umwelt zu achten. Besonders beliebt sind Tauchreisen, Kajaktouren und ökologische Inselrundfahrten.
Der Tourismus ist nach den Einnahmen aus der Fischerei der wichtigste Wirtschaftszweig und gleichzeitig eine Herausforderung: In der Abwägung zwischen Einkommensquelle und Umweltbewahrung positioniert sich Palau als globales Vorbild.

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