Länderporträt: Palau
Palau ist klein an Fläche, aber groß an Geschichte, Artenvielfalt und politischer Eigenständigkeit. Der Inselstaat im westlichen Pazifik verbindet koloniales Erbe, japanischen Einfluss und moderne Umweltpolitik wie kaum ein anderer Ort in Ozeanien.

Der hellblaue Hintergrund steht für das Meer und den Himmel, aber auch für Unabhängigkeit und Frieden nach der Treuhandzeit unter den USA.
📦 Infobox: Palau
Einwohnerzahl: ca. 18.000 (Stand 2024)
Staatsform: Präsidialrepublik in freier Assoziation mit den USA
Sprachen: Palauisch, Englisch, Japanisch
Währung: US-Dollar (USD)
Fläche (Land): ca. 459 km², Meeresfläche ca. 600.000 km²
Natur und Umwelt
Palau gehört zu den artenreichsten Inselstaaten im Pazifik. Die dichte Tropenvegetation, Mangrovenwälder, Kalksteinfelsen und ein ganzes Archipel aus hunderten Inseln – die berühmten Rock Islands – bieten Lebensraum für zahlreiche endemische Pflanzen- und Tierarten. Auch die Unterwasserwelt ist außergewöhnlich: Rund 1.500 Fischarten und über 500 Korallenarten wurden in den Gewässern rund um Palau nachgewiesen. Ein Biodiversitäts-Hotspot, der sich deutlich von anderen Teilen Mikronesiens und Polynesiens abhebt.
Weltweit bekannt ist Palau zudem für seine sogenannten Quallenseen, in denen sich Mastigias-Quallen über Generationen hinweg so angepasst haben, dass sie ihre Nesselzellen verloren haben. Ein seltenes Beispiel evolutionärer Isolation.
Ein ökologischer Meilenstein wurde 2020 gesetzt, als Palau rund 80 Prozent seiner ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) – das sind etwa 600.000 Quadratkilometer – zu einem streng geschützten Meeresschutzgebiet erklärte. In diesen Zonen sind kommerzieller Fischfang und industrielle Nutzung untersagt. Palau übernimmt damit eine Vorreiterrolle in der marinen Umweltpolitik und positioniert sich als engagierte Stimme für nachhaltigen Meeresschutz auf internationaler Bühne.


Kurzer Blick in die Geschichte
Die ersten Siedler Palaus kamen vermutlich vor über 3.000 Jahren aus dem heutigen Indonesien. Später war das Archipel Teil weitverzweigter Handelsnetzwerke zwischen Südostasien und Mikronesien.
Im 16. Jahrhundert wurde Palau von spanischen Seefahrern „entdeckt“ und blieb bis 1899 nominell unter spanischer Oberhoheit. Eine Phase, die aber nur geringe koloniale Durchdringung mit sich brachte. Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg verkaufte Spanien seine pazifischen Besitzungen, darunter auch Palau, an das Deutsche Kaiserreich.
Ab 1899 wurde Palau Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea. In diese Zeit fallen erste infrastrukturelle Eingriffe wie Kanalarbeiten für Schiffsverbindungen, der Beginn des Phosphatabbaus sowie der problematische Import exotischer Tiere, darunter Javaneraffen, die später zur Plage wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm Japan das Gebiet im Rahmen eines Völkerbundmandats. Palau wurde zur Verwaltungszentrale des japanischen Südseemandats (Nanyō-chō) und damit zu einem regionalen Machtzentrum. Japanische Investitionen veränderten die Infrastruktur, das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt tiefgreifend. Noch heute ist Japanisch in Palau als Sprache präsent. Ein in Mikronesien und Polynesien einmaliges kulturelles Erbe außerhalb Japans.
Während des Zweiten Weltkriegs war Palau stark umkämpft. Besonders die Insel Peleliu, wo 1944 eine der blutigsten Schlachten des Pazifikkriegs stattfand. Noch heute zeugen Überreste von Kriegsinfrastruktur und Mahnmale von dieser Zeit.
Nach Kriegsende stand Palau unter US-Verwaltung im Rahmen des Treuhandgebiets Pazifische Inseln. 1978 stimmten die Bürger von Palau gegen eine Beteiligung an den 1979 gegründeten Föderierten Staaten von Mikronesien und entschieden sich stattdessen für einen eigenständigen Weg in die Unabhängigkeit.
Hauptstadt, Regierungssitz und politisches System
Palau ist eine Präsidialrepublik mit einem Zwei-Kammern-Parlament. Staatsoberhaupt ist der Präsident, der gleichzeitig Regierungschef ist. Seit 1994 ist Palau ein souveräner Staat in freier Assoziation mit den USA, was bedeutet: Die USA übernehmen bestimmte Aufgaben wie die militärische Sicherheit und leistet wirtschaftliche Unterstützung, während Palau seine innenpolitische Unabhängigkeit behält.
Eine Besonderheit bildet der Regierungssitz: Ngerulmud, seit 2006 offiziell Hauptstadt, ist die einzige Hauptstadt der Welt ohne ständige Bevölkerung. Die Planstadt liegt im Bundesstaat Melekeok auf der Hauptinsel Babeldaob und besteht im Wesentlichen aus Verwaltungsgebäuden, allen voran dem monumentalen Kapitolkomplex, der Präsidentenamt, Parlament und Ministerien beherbergt. Architektonisch an das US-Capitol angelehnt, wurde der Bau mit taiwanischer Hilfe finanziert, ist jedoch bis heute umstritten: Die abgelegene Lage, geringe Nutzung durch Bürger und bauliche Probleme wie Schimmelbefall führen dazu, dass Ngerulmud oft als „leere Hülle ohne Alltagsfunktion“ beschrieben wird. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt weiterhin in Koror, dem ehemaligen Regierungssitz, der auch heute noch das wirtschaftliche und gesellschaftliche Zentrum des Landes bildet.
Auch geopolitisch steht Palau im Fokus: In den letzten Jahren versuchte China, seinen Einfluss durch Tourismusinvestitionen und politische Annäherung auszubauen. Palau jedoch hält an seinen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan fest und gehört zu den wenigen Staaten weltweit, die sich Pekings Druck bislang entziehen. Diese Haltung führte zeitweise zu einem chinesischen Tourismusboykott; ein diplomatischer Kraftakt für ein Land mit begrenzten Ressourcen, aber klarer Haltung.
Medien und Öffentlichkeit
Palau verfügt über eine vergleichsweise freie Medienlandschaft, vor allem für die Region. Die wichtigsten Tages- und Wochenzeitungen erscheinen auf Englisch, darunter die Island Times und das Tia Belau. Auch staatliche Rundfunkanstalten und einige private Radiostationen sind aktiv.
Die Medien konzentrieren sich stark auf nationale Politik, Umwelt- und Sozialthemen, internationale Agenturmeldungen spielen dagegen nur eine Nebenrolle. Investigativer Journalismus bleibt selten, doch Zensur oder massive Einflussnahme sind bislang nicht an der Tagesordnung. Das Internet (inklusive Facebook) spielt eine zunehmend wichtige Rolle für öffentliche Debatten, besonders unter der jungen Generation.
Allerdings steht Palau – wie viele kleine Staaten – vor strukturellen Herausforderungen: begrenzte redaktionelle Ressourcen, Abhängigkeit von Regierungsinseraten und ein kleiner Markt erschweren nachhaltige Medienarbeit.
Tourismus und Nachhaltigkeit
Palau gehört zu den innovativsten Ländern im Bereich nachhaltiger Tourismus. Besucher müssen sich mit dem „Palau Pledge“ schriftlich verpflichten, die Umwelt zu achten. Besonders beliebt sind Tauchreisen, Kajaktouren und ökologische Inselrundfahrten.
Der Tourismus ist nach den Einnahmen aus der Fischerei der wichtigste Wirtschaftszweig und gleichzeitig eine Herausforderung: In der Abwägung zwischen Einkommensquelle und Umweltbewahrung positioniert sich Palau als globales Vorbild.
Videos und weiterführende Links
📌 Geography Now! – Palau
Wie immer unterhaltsam und mit vielen kuriosen Fakten: Ein englischsprachiges Länderporträt über Palau mit geografischem Überblick, historischer Einordnung und kulturellen Besonderheiten.
▶️ Zum Video auf YouTube (16 Min., englisch)
📌 Jellyfish Lake – Schnorcheln mit Quallen
Ein kurzer, eindrucksvoller Clip über den berühmten Quallensee auf Eil Malk – ein Naturphänomen, das es so nur in Palau gibt.
▶️ Jetzt ansehen auf YouTube (4 Min., deutsch)
📌 Palau navigates US–China rivalry as one of Taiwan’s remaining diplomatic allies
Ein Beitrag des singapurischen Senders CNA über Palaus außenpolitische Gratwanderung zwischen Taiwan, China und den USA – mit eindrucksvollen Bildern und klarer Analyse.
▶️ Zum Video auf YouTube (20 Min., englisch)
📌 Island of Carnage: Battle of Peleliu
Historisch aufbereitetes Video über eine der härtesten Schlachten im Pazifikkrieg (1944). ▶️ Jetzt ansehen auf YouTube (17 Min., englisch)
📌 Peleliu: THEN & NOW
Ein eindrucksvolles Gegenüber von Archivaufnahmen aus der blutigen Schlacht 1944 und modernen Drohnenbildern von 2022. Der Videoclip zeigt, wie Ruinen, Bunker und die Landschaft heute noch die Narben des Krieges tragen. ▶️ Zum Video auf Youtube (19 Min., englisch)
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