Brotfruchtbaum – Wie eine pazifische Nutzpflanze um die Welt ging
Ein Baum, der satt macht
In vielen pazifischen Inselstaaten ist der Brotfruchtbaum (Artocarpus altilis) Teil des Alltags. Seine großen, grünen Früchte liefern eine stärkehaltige Nahrung, die gekocht, gebacken oder geröstet so sättigt wie Kartoffeln oder Brot. Für viele Familien reicht ein einzelner Baum, um regelmäßig Mahlzeiten zuzubereiten ganz ohne Supermarkt.
Infobox: Der Brotfruchtbaum
Botanischer Name: Artocarpus altilis
Familie: Maulbeergewächse
Ursprung: Melanesien (vermutlich Neuguinea)
Wuchshöhe: bis zu 20m
Verbreitung: Ganz Ozeanien, später Karibik, Südamerika, Afrika
Verwendung: Gekocht, gebacken, fermentiert
Besonderheiten: Glutenfrei, hohe Erträge, widerstandsfähig gegen Stürme
Ein Brotfruchtbaum kann über 100 Früchte pro Jahr tragen.
Ursprünge in Ozeanien
Die Brotfrucht stammt ursprünglich aus dem Raum zwischen Neuguinea und den Molukken. Von dort wurde sie vor über 3.000 Jahren von austronesischen Seefahrern systematisch über weite Teile Ozeaniens verbreitet. Von Mikronesien bis nach Hawai’i. Die Pflanze war ideal für das Leben auf abgelegenen Inseln: robust, genügsam, ertragreich.
Sie gehörte zu den sogenannten Canoe Plants, also jenen Nutzpflanzen, die gezielt mit auf die weiten Seereisen genommen wurden, um neue Siedlungen zu versorgen. Dazu zählten neben der Brotfrucht auch Taro, Yams, Kokosnuss, Zuckerrohr und Bananen. Diese Pflanzen bildeten die agrarische Grundlage vieler Inselgesellschaften und zeigen, wie gezielt frühe pazifische Kulturen ihre Umwelt gestalteten.
Die koloniale Verbreitung und die Meuterei auf der Bounty
Im 18. Jahrhundert wurde die Brotfrucht für europäische Kolonialmächte interessant. Die Briten wollten sie als günstiges Nahrungsmittel für Sklaven in der Karibik einsetzen. 1787 schickten sie die HMS Bounty nach Tahiti, um junge Brotfruchtpflanzen zu holen. Das Vorhaben scheiterte spektakulär: Die Meuterei auf der Bounty wurde weltberühmt. Erst bei einem zweiten Versuch gelang der Transport. Seitdem wächst die Brotfrucht auch in Jamaika, Brasilien und weiteren, tropischen Regionen.
Bedeutung heute
In vielen pazifischen Ländern ist die Brotfrucht bis heute eine wichtige Kulturpflanze vor allem in ländlichen Regionen. Sie trägt zur Ernährungssicherheit bei, vor allem in Zeiten von Importabhängigkeit oder Lieferkettenproblemen. In Staaten wie Samoa, Tonga oder Kiribati wird sie wieder gezielt gefördert. International erlebt die Pflanze ein gewisses Comeback. Etwa als glutenfreie Stärkequelle, in der veganen Küche oder als mögliche Zukunftspflanze in heißen Klimazonen. In Forschungsprojekten wird die Brotfrucht auch auf ihre Anpassungsfähigkeit an Trockenheit und salzhaltige Böden untersucht.

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Mehr als nur eine Frucht
Der Brotfruchtbaum ist kein Exot, sondern ein praktisches Beispiel dafür, wie sich Pflanzen, Menschen und Geschichte über Jahrtausende hinweg gegenseitig beeinflussen. Seine Reise von Ozeanien in die Kolonien, seine Bedeutung für Ernährung und Resilienz machen ihn zu einem spannenden Fall globaler Pflanzengeschichte und zu einem wichtigen Thema im Pazifikraum.