Rugby im Pazifik: Mehr als nur ein Spiel
Wie kleine Inselstaaten auf dem Rugbyfeld Weltformat zeigen

Pacific Nations Cup und Frauen-WM: Bühne für die Inselstaaten
Während in Deutschland an diesem Wochenende die Bundesliga-Saison beginnt, blickt der Pazifik auf ein anderes sportliches Großereignis: den Pacific Nations Cup (PNC) 2025, der gleichzeitig als Qualifikationsturnier für die Rugby-Weltmeisterschaft 2027 in Australien dient. Parallel sorgt die Frauen-WM 2025 in England für Schlagzeilen: Sowohl Fijiana als auch Manusina Samoa stehen dort auf dem Platz.
Für die Inselstaaten Polynesiens ist Rugby weit mehr als Sport: Es ist Ausdruck von Identität, Diaspora-Zusammenhalt und ein globales Schaufenster, in dem kleine Nationen mit großen Rugby-Traditionen regelmäßig die Welt überraschen.
Zeitplan & Spielorte
Pacific Nations Cup 2025 (PNC)
- Zeitraum: 23. August – 20. September 2025
- Modus: Zwei Pools à drei Teams
- Pacific Pool: Fidschi, Samoa, Tonga
- Asien/Nordamerika-Pool: Kanada, Japan, USA
- Eröffnungsspiele:
- Canada vs USA – 22. August, McMahon Stadium, Calgary
- Tonga vs Samoa – 23. August, Te’ufaiva Stadium, Nuku’alofa
- Finalphase in den USA: Halbfinale am 14. September in Denver, Finale am 20. September in Salt Lake City.

Frauen-WM 2025 (England)
- Zeitraum: 22. August – 27. September 2025
- Samoa startet gegen Australien in Manchester
- Fijiana trifft auf Kanada in York.
Road to 2027: Was auf dem Spiel steht
Fidschi und Japan haben ihre Startplätze für 2027 bereits sicher. Offen ist vor allem der dritte Platz im Pazifik-Pool, für den Samoa und Tonga kämpfen. Die Rivalität dieser beiden Nachbarn reicht weit zurück – sportlich wie gesellschaftlich. Der Druck ist enorm, denn der Sieger löst ein direktes Ticket zur WM.
Für die Spieler bedeutet das Turnier weit mehr als die Chance, ihr Land zu vertreten: Es ist eine Bühne für internationale Verträge. Scouts aus Frankreich, England und Japan beobachten die Spiele genau, um Talente zu verpflichten.
Frauen im Fokus: Manusina und Fijiana
Dass 2025 gleich zwei pazifische Teams bei einer Frauen-WM antreten, ist ein Novum. Für Manusina Samoa ist es das Debüt. Trainer Mata’afa Ramsey Tomokino sagte gegenüber RNZ Pacific: „We’re going in as underdogs… we just want to play our style of game and hopefully match it with the best.“
Die Fijiana-Auswahl bringt bereits WM-Erfahrung mit. Trainer Ioan Cunningham betonte: „Rewarding performances was one key factor in selecting the team for this match. Players who have been performing well and consistently deserve the opportunity.“
Für die Region hat ihre Teilnahme Signalwirkung: Rugby, lange eine männlich dominierte Bühne, wird nun auch von Frauen auf Weltniveau geprägt.
Spielübertragungen: Fans können die Spiele der Frauen-WM auf RugbyPass kostenlos verfolgen, nachdem sie sich einmalig registriert haben.
Rugby und Identität im Pazifik
Rugby Union ist in weiten Teilen Polynesiens und Fidschis Nationalsport. Fast jedes Dorf hat ein Rugbyfeld, Kinder spielen barfuß, bevor sie irgendwann in die Trikots großer Clubs schlüpfen.
Wenn Samoa gegen Tonga antritt, geht es nicht nur um Punkte, sondern um Stolz und Geschichte. Spiele werden auf den Inseln gemeinsam in Kirchen oder Dorfhallen geschaut, während die Diaspora in Australien, Neuseeland und den USA in den sozialen Medien mitfiebert. Hashtags wie #PNC2025, #ManuSamoa, #Fijiana oder #IkaleTahi bündeln die Stimmen.
Politiker knüpfen ebenfalls an Rugby an: Siege gelten als Symbole nationaler Stärke und Einigkeit in Ländern, die international sonst wenig Sichtbarkeit haben.
Global Player trotz kleiner Größe
Obwohl die Bevölkerungszahlen gering sind – Samoa etwa zählt nur 220.000 Einwohner –, stellen die Inseln überproportional viele Profispieler weltweit. In Frankreichs Top 14, der englischen Premiership oder in Australien sind Dutzende Athleten aus dem Pazifik aktiv.
Gleichzeitig birgt dies ein Problem: Viele Spieler entscheiden sich aus finanziellen Gründen, für andere Nationen aufzulaufen, etwa Neuseeland oder Australien. Wettbewerbe wie die PNC sind deshalb essenziell, um die Sichtbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Nationalteams zu sichern.
Mehr als ein Turnier
Während in Deutschland die Fußball-Bundesliga startet, zeigt der Pazifik erneut: Rugby ist hier kein Sport unter vielen, sondern Teil der kulturellen DNA.
Wenn in Nuku’alofa die Straßen leer bleiben, weil Tonga gegen Samoa spielt, dann zeigt sich, was Rugby für die Region bedeutet: Es ist Bühne, Identität und globales Aushängeschild zugleich.