George Fiji Veikoso – Warum eine ganze Generation aus Ozeanien ihm zuhört

Im Juli 2025 starb mit Fiji ein Künstler, der für unzählige junge Menschen im Pazifik Soundtrack, Identifikationsfigur und kultureller Brückenbauer war. Von Island Reggae bis Diaspora-Identität – wir erinnern an ein musikalisches Erbe, das weit über Polynesien hinausreicht.


Screenshot: Fala Talks: Fiji EP8 (part1); 04:20Min. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=A-knKL079vY (s.u. YouTube: Niu FM – Fala Talks Fiji (2016))

Abschied einer Stimme des Pazifiks

Als George „Fiji“ Veikoso am 23. Juli 2025 in Suva, Fidschi, im Alter von 55 Jahren verstarb, folgte eine Welle der Trauer, die sich besonders in den sozialen Medien wie Instagram, X und TikTok entlud. Überall im pazifischen Raum und in der weltweiten Insel-Diaspora teilten Menschen Erinnerungen an seine Musik, seine Stimme und an das Gefühl, durch seine Songs gehört worden zu sein. Für viele war „Fiji“ mehr als nur ein Künstler. Doch wer war dieser Mann, dessen Name in Teilen des Pazifiks wie selbstverständlich fällt, andernorts aber kaum bekannt war?

Vom Inselkind zum Musiker zwischen Kulturen

George Brooks Veikoso wurde 1970 in Fidschi geboren und entdeckte früh seine Liebe zur Musik: In der Kirche, im Familienkreis, bei ersten Auftritten auf Festen. Geprägt wurde er unter anderem von seinem Onkel Isireli Racule, der laut eigenen Angaben bei Elvis Presleys „Drums of the Islands“ mitwirkte, sowie vom fidschianischen Jazzsänger Sakiusa Bulicokocoko.
1987 verließ Fiji sein Heimatland in Folge des ersten Militärputsches in Fidschi und wanderte nach Hawaii aus – ein biografischer Bruch, der auch seine Musik prägte.
In Hawaii wurde er Teil der lokalen Musikszene, zunächst mit der Band Rootstrata, später als Solokünstler. Sein Stil, eine Mischung aus Reggae, R&B, Soul und polynesischen Einflüssen, wurde unter dem Namen Island Reggae oder Jawaiian bekannt und entwickelte sich in den 1990er-Jahren zu einem wichtigen Ausdruck moderner Popkultur im pazifischen Raum.

Eine Stimme für eine ganze Generation

Die Reaktionen auf seinen Tod machen deutlich: Fiji war für viele nicht nur ein Musiker, sondern der Soundtrack ihrer Jugend. In den Kommentaren der sozialen Medien liest man Sätze wie: „Er hat unsere Jugend geprägt“, „Seine Musik hat mein Leben begleitet“ oder „Fiji war unser Soundtrack“. Diese Stimmen belegen, wie tief seine Musik in der kollektiven Erfahrung vieler Polynesier verankert ist, ob in Samoa, Tonga, Hawaii, Fidschi oder in der pazifischen Community Neuseelands und Kaliforniens.
Sein größter Hit, „Lia“, wurde in zahlreichen Varianten gesungen und bleibt bis heute ein Klassiker auf Feiern, Festivals und in den Playlists der pazifischen Diaspora.

Ein Soundtrack mit Grenzen und Brücken

Obwohl George „Fiji“ Veikoso vor allem in Polynesien ein Starstatus zukam, lässt sich sein Einfluss im Pazifik nicht verallgemeinern. Der Pazifik ist kein kulturell-monolithischer Block. Ähnlich wie Europa besteht er aus einer Vielzahl von Inselregionen mit ganz eigenen musikalischen, sprachlichen und sozialen Dynamiken.

In Melanesien (etwa Papua-Neuguinea oder die Salomonen) und in Mikronesien (z. B. Marshallinseln, Chuuk oder Palau) war Fiji durchaus bekannt, insbesondere unter jungen Menschen und in der Diaspora, aber nicht in gleichem Maße identitätsstiftend wie in Polynesien. Dort prägen häufig lokale Musikstile, Kirchentöne oder Rock/Pop das Bild. Dass Island Reggae dennoch regional übergreifend gehört wird, liegt auch an Migration, digitalen Plattformen und gemeinsamen Fragen von Identität und Zugehörigkeit.

Musik als Ausdruck von Identität und Widerstand

Fijis Musik war mehr als Unterhaltung. In einer Region, in der Themen wie Kolonialismus, Migration, Umweltwandel und kulturelle Selbstbestimmung allgegenwärtig sind, wurde seine Musik zu einem Resonanzraum für viele Gefühle. Island Reggae erzählt vom Alltag ebenso wie vom Widerstand, vom Glauben ebenso wie vom Verlust. Fiji war dabei nicht nur Interpret, sondern auch Mentor, Produzent, Brückenbauer.

Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet: 1998 erhielt er zwei Na Hoku Hanohano Awards auf Hawaii, 2014 folgte der Pacific Music Award als Best International Pacific Artist, 2021 ein Lifetime Achievement Award. Als Mitwirkender am Grammy-nominierten Compilation-Album Island Warriors (2003) und mit seiner Version des Baywatch Hawaii-Titelsongs („Let Me Be the One“) erreichte er auch internationale Aufmerksamkeit.

Ein Vermächtnis, das weiterlebt

Im September 2024, weniger als ein Jahr vor seinem Tod, kehrte George „Fiji“ Veikoso für ein emotionales Heimkehr-Konzert nach Nadi, Fidschi, zurück. „Homecoming Fiji“ brachte ihn mit Island-Reggae-Größen wie Maoli, J Boog und Josh Tatofi auf die Bühne – ein Gipfeltreffen pazifischer Musikstars. Die Organisatoren bezifferten die wirtschaftliche Wirkung auf über eine Million Fidschi-Dollar. Doch das Event war mehr als ein ökonomischer Impuls: Es war ein kulturelles Signal. Die pazifische Musikszene präsentierte sich lebendig, vernetzt und stolz auf ihre eigenen Stimmen.

Mit seinem Tod endet eine Ära, doch das Vermächtnis von George „Fiji“ Veikoso lebt in den Stimmen junger Künstler, auf digitalen Plattformen, in der Erinnerung unzähliger Hörer weiter. Seine Musik bleibt ein Schlüssel zu einer Inselwelt im Wandel.
Wer mehr über Fiji erfahren möchte, findet auf Spotify, YouTube und in Interviews Einblicke in sein Werk und seine Geschichte. Für alle, die ihn erst jetzt entdecken, ist sein Sound der perfekte Einstieg in eine lebendige Musiktradition aus dem Pazifik.

Screenshot: Das Moana Pasifika Rugby Team feiert seinen ersten Sieg in der Super Rugby Pacific-Saison 2025. Mit dabei: George „Fiji“ Veikoso mit seinem Song „Sweet Darling“. Quelle: https://www.instagram.com/reel/DMgfG1viQ7y/

Weiterführende Links

📌YouTube: Niu FM – Fala Talks Fiji (2016)
📌YouTube: One Love Festival – New Zealand 2020 – „Sweet Darling“
📌Spotify: George Fiji Veikoso
📌Artikel: Fiji:Just Another Island Boy Living in America (english)
📌YouTube: Pacific Music Awards 2021 – Lifetime Achievement – George „Fiji“ Veikoso Tribute