Länderporträt: Tuvalu
Zwischen Tradition, Taifun und Taiwan – Tuvalu heute

📦 Infobox: Tuvalu
Hauptstadt: Funafuti
Staatsform: Parlamentarische Monarchie im Commonwealth
Unabhängigkeit seit: 1. Oktober 1978
Einwohnerzahl: ca. 10.000 (Stand 2024)
Landfläche: ca. 26 km², Seegebiet 900.000 km²
Sprachen: Tuvaluisch, Englisch
Religion: Christlich (v. a. protestantisch)
Währung: Australischer Dollar (AUD)
Geografie: Klein, flach und maritim riesig
Tuvalu besteht aus neun Inseln – darunter drei Riffinseln und sechs Atolle – die sich über rund 600 Kilometer Länge im zentralen Pazifik verteilen. Acht der neun Inseln sind bewohnt, daher auch der Name: „Tuvalu“ bedeutet in der Landessprache „acht zusammen“. Die größte Insel und Verwaltungszentrum ist Funafuti, wo sich auch der internationale Flughafen befindet – zugleich Sportplatz und Alltagsstraße. Die höchste natürliche Erhebung liegt kaum vier Meter über dem Meeresspiegel. Tuvalu zählt zu den Staaten, die am stärksten von extremen Wetterereignissen bedroht sind. Trotz seiner geringen Landfläche besitzt Tuvalu eine Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) von rund 900.000 Quadratkilometer, etwa so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen.
Klimawandel und Taifune
Tuvalu ist besonders anfällig für tropische Stürme und deren Folgen: Sturmfluten, Küstenerosion und Brackwasserüberschwemmungen gefährden regelmäßig Infrastruktur und Landwirtschaft. Der Tropensturm Tino (2020) beschädigte weite Teile der Hauptinsel Funafuti. Der Klimawandel verschärft diese Risiken.
Religion und Kultur
Etwa 97 % der Bevölkerung gehören der protestantischen Church of Tuvalu an. Religion durchdringt das soziale Leben: Dorfversammlungen, Politik und Alltagsroutinen sind oft eng mit dem kirchlichen Kalender verwoben. Traditionelle Strukturen, Familiennetzwerke und lokale Rituale prägen das Leben in den Dörfern, auch wenn viele Tuvaluer heute zeitweise im Ausland leben.
Geschichte in Kürze
Tuvalu war über Jahrhunderte von polynesischen Seefahrer besiedelt. Im 19. Jahrhundert wurde die Inselgruppe Ziel christlicher Missionen und Opfer des schwarzen Vogelhandels: Zahlreiche Tuvaluer wurden als Arbeitskräfte auf Plantagen in Peru oder anderen Kolonien verschleppt. Ein oft vergessener Aspekt der pazifischen Sklavengeschichte.
Ab 1892 bildeten die Inseln gemeinsam mit den heutigen Kiribati die britischen Gilbert- und Ellice-Inseln. Während des Zweiten Weltkriegs besetzten US-Truppen Teile des Archipels – insbesondere Funafuti – und errichteten Militärflugplätze, die teils bis heute genutzt werden.
Tuvalu wurde 1978 unabhängig. Bereits 1974 hatten sich die mehrheitlich polynesischen Ellice Islands (Tuvalu) per Referendum von den mikronesischen Gilbert Islands (heute Kiribati) getrennt. Die kulturellen Unterschiede, etwa Sprache und Sozialstruktur, sowie das Gefühl mangelnder Mitsprache in der Kolonialverwaltung führten zur Trennung. Tuvalu entschied sich bewusst für den eigenen Weg, als kleinster unabhängiger Staat im Commonwealth.
Einnahmen: Mehr Meer als Land
Tuvalus wirtschaftliche Basis liegt weniger auf festem Boden als vielmehr im Wasser und im digitalen Raum. Eine der wichtigsten Einnahmequellen sind die Fischereilizenzen, die Tuvalu an internationale Flotten vergibt, vor allem für den Thunfischfang in seiner ausgedehnten Ausschließlichen Wirtschaftszone. Ein weiteres lukratives Standbein bildet die Verpachtung der Länderdomain „.tv“. Aufgrund ihrer Assoziation mit Fernsehen und Streaming ist sie international begehrt. Unternehmen weltweit zahlen beträchtliche Summen für die Nutzung dieser digitalen Endung. Darüber hinaus ist Tuvalu in hohem Maß auf bilaterale Unterstützung und Klimahilfen angewiesen. Länder wie Australien, Neuseeland, die EU und insbesondere Taiwan leisten finanzielle und infrastrukturelle Hilfe, etwa beim Küstenschutz oder im Bildungsbereich. Nicht zu unterschätzen sind auch die Überweisungen der tuvaluischen Diaspora, die in Fidschi, Neuseeland oder Australien lebt und arbeitet. Sie sichern vielen Familien das tägliche Auskommen und tragen damit zur wirtschaftlichen Stabilität des Landes bei.
Außenpolitik: Prinzipientreu mit Taiwan
Tuvalu gehört zu den wenigen Staaten weltweit, die diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhalten. Trotz starker Bemühungen der Volksrepublik China, diese Partnerschaft zu beenden. Die Regierung in Funafuti hält jedoch an Taiwan fest, auch aus Souveränitätsgründen und Loyalität. Gleichzeitig engagiert sich Tuvalu stark in internationalen Foren wie dem Pazifik-Forum oder den Vereinten Nationen. Besonders lautstark, wenn es um Klimagerechtigkeit, Umsiedlung und Menschenrechte geht.
Sport, Spaß und eine Landebahn als Spielfeld
Cricket und der pazifische Mannschaftssport te ano zählen zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Da es kaum Freiflächen gibt, wird häufig auf der Landebahn des Funafuti International Airport gespielt. Eine von Kindern, Hunden und Picknickgruppen belebte Betonpiste, die außerhalb der Flugzeiten zum sozialen Treffpunkt der Insel wird.
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