Trevor: Die einsamste Ente der Welt und ihre kurze Zeit auf Niue
Was passiert, wenn auf einer kleinen Insel im Südpazifik plötzlich eine Ente auftaucht und es keine zweite gibt? Die Geschichte von Trevor ist tragisch, komisch und sehr niueanisch.

Ein unerwarteter Gast
Niue ist bekannt für seine wilde Natur, für Fregattvögel, tropische Seevögel, Geckos und Wale vor der Steilküste. Doch Landtiere? Fast Fehlanzeige. Und Enten? Noch nie gesehen. Und doch landete 2017 wie aus dem Nichts ein einzelner Erpel auf der Insel. Trevor, so wurde er bald genannt, war vermutlich mit einem Zyklon oder durch ein anderes Zufallsereignis aus Neuseeland auf die Insel gelangt. Andere munkelten, er habe sich an Bord einer Luxusyacht versteckt oder sei ein ausgeflogener Abenteurer, denn Enten hatte man auf Niue noch nie gesehen.
Trevor war eine Sensation. Binnen Tagen wusste jeder auf der Insel von dem Neuankömmling.
„We have whales and dolphins; we have a lot of things in the water, but not land animals or birds. So seeing a duck wandering around is creating a lot of interest – and we will use him as part of a marketing perspective for our country.“
— Felicity Bollen, CEO von Niue Tourism (2018)
Ein Planschbecken für den Fremdling
Mangels Süßwasserteich richtete sich Trevor zunächst in einer Regenpfütze neben dem Flughafen ein. Die Feuerwehr sorgte regelmäßig dafür, dass sie nicht austrocknete. Einheimische brachten ihm Erbsen, Mais, Reis und sogar Pak Choy, wenn ein ehemaliger neuseeländischer Kommissar zu Besuch kam. Bald wurde ihm ein mobiles Planschbecken in einer alten Schubkarre eingerichtet.
Trevor war längst mehr als nur ein Tier. Er war ein Maskottchen. Eine Ente, die einen eigenen Twitter-Account hatte, eine Facebook-Seite und die Touristen und Journalisten aus aller Welt anzog.
Die Welt berichtet und trauert
BBC, The Guardian, New Zealand Herald, CNN – sie alle griffen die Geschichte der einsamsten Ente der Welt auf. Im Januar 2019 endete Trevors Aufenthalt jedoch auf traurige Weise: Ein streunender Hund oder ein Schwein soll ihn getötet haben.
Die Nachricht löste auf der Insel echte Trauer aus. Niues Regierung äußerte sich zwar nicht mit einer eigenen Pressemitteilung, aber Trevor wurde offiziell in Radio‑ und Medienberichten gewürdigt, Feuerwehrleute posteteten Abschiedsbilder. Der neuseeländische Parlamentspräsident und Namensgeber Trevor Mallard bekundete ‚Deepest sympathy to the people of Niue‘.
Vom Sturm gebracht, zur Legende geworden
Was bleibt, ist eine kuriose Geschichte, aber auch eine, die sich auf besondere Weise in die Realität kleiner pazifischer Inseln einfügt.
Trevor steht für Isolation, Verletzlichkeit und Anpassung, wie viele Inselstaaten im Pazifik selbst. Und er zeigt, wie eng Gemeinschaft im Guten funktionieren kann: Auf Niue genügte ein einzelnes Tier, um kollektive Fürsorge, mediale Aufmerksamkeit und echte Identifikation auszulösen.
Mittlerweile ist Trevors Geschichte selbst Teil der Inselkultur:
Unter dem Titel Trevor the Daring Duck – A True Tale from Niue wurde sie sogar als liebevoll illustriertes Kinderbuch veröffentlicht.
Ein Kinderbuch von Janet Martin (2022), das Trevors kurzes Leben als moderne Insellegende kindgerecht erzählt.
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Auch hatte Trevor eine Facebook-Seite namens „The Puddle Niue Island“, auf der sein Alltag humorvoll dokumentiert wurde. Vom austrocknenden Planschbecken bis zu seinen Abenteuern. Auch wenn die Seite heute nicht mehr aktiv ist, bietet sie noch einen charmanten Einblick in die kleine Insellegende: https://www.facebook.com/thepuddleniueisland
Zwei empfohlene Links zu Trevor:
📌BBC News – Island duck: How did Trevor arrive in Niue?
https://www.bbc.co.uk/newsround/45446968
📌The Guardian – Trevor, world’s loneliest duck, dies on Pacific Island of Niue
https://www.theguardian.com/world/2019/jan/27/loneliest-duck-on-planet-dies-niue