Unterschätzt und unaufhaltsam: Frauenfußball in Ozeanien
Während Europa gebannt auf die UEFA-Frauen-EM 2025 blickt, spielen sich in Ozeanien oft übersehene Geschichten des Aufbruchs ab. Der OFC Women’s Nations Cup, wichtigstes Turnier des Frauenfußballs im Pazifik, zeigt: Der Fußball der Inselstaaten lebt, auch jenseits des Scheinwerferlichts. In diesem Juli schreibt das Turnier in Fidschi ein neues Kapitel.

Ein Turnier zwischen Hoffnung, Hitze und harter Realität
Wenn Teams wie die Salomonen, Fidschi, Papua-Neuguinea oder Samoa aufeinandertreffen, geht es nicht nur um Tore, sondern um Sichtbarkeit, Anerkennung und Zukunft. Der OFC Women’s Nations Cup – organisiert vom Fußballverband Ozeaniens (OFC) – ist das Pendant zur Europameisterschaft im Pazifik. Doch während die Frauen-EM 2025 in der Schweiz Millionenpublikum, Sponsoren und Medienecho erhält, fristet das Turnier in Ozeanien ein Nischendasein.
Dabei ist es nicht weniger bedeutsam: Es ist das zentrale Schaufenster des Frauenfußballs in einer Region, in der Ressourcen knapp sind, aber Ambitionen wachsen.
2025: Finale mit Geschichte – und Instagram-Buzz
Aktuell findet der OFC Women’s Nations Cup vom 4. bis 19. Juli 2025 in Suva, Fidschi statt. Und er schreibt Geschichte: Erstmals stehen sich im Finale Papua-Neuguinea (PNG) – Titelverteidiger von 2022 – und die aufstrebenden Salomonen gegenüber. Die „Island Queens“ aus Honiara haben sich sensationell bis ins Endspiel gekämpft und treffen am Samstag, den 19. Juli um 19 Uhr (fidschianischer Zeit (09:00Uhr/CET)) auf das favorisierte PNG.
Doch nicht nur sportlich zieht das Turnier Kreise. Über Instagram, Facebook und YouTube erzeugt der OFC eine ungewohnt lebendige Social-Media-Kampagne: Countdown-Posts mit Hashtags wie #WNC25, emotionale Spielerinnenporträts mit Aussagen wie „You are already champions“, Live-Updates und Reels, die die Atmosphäre im Stadion einfangen.
Unter dem offiziellen Account @ofcfootball erlebt man, wie ein regionales Turnier auf kreative Weise global erzählt wird, auch wenn große Medien weitgehend schweigen.
Wer spielt, wer fehlt?
Auffällig: Neuseeland, fußballerisch das mit Abstand stärkste OFC-Mitglied, verzichtet seit einigen Jahren auf die Teilnahme. Der Grund liegt im neuen Qualifikationsmodus zur Weltmeisterschaft: Als global gesetzter Verband mit starker Infrastruktur konzentriert sich Neuseeland auf internationale Testspiele. Das öffnet den Raum für andere und schafft Bewegung.
Papua-Neuguinea etwa wurde 2022 erstmals OFC-Sieger. Das Team setzte sich im Finale gegen Fidschi durch und qualifizierte sich für das interkontinentale WM-Playoff – wo es zwar scheiterte, aber ein Ausrufezeichen setzte. Auch die Salomonen, Neukaledonien oder Samoa zeigen zunehmend Spielwitz und körperliche Stärke.
Fußball unter Palmen – mit begrenzten Mitteln
Die Bedingungen, unter denen gespielt wird, sind teils abenteuerlich: Trainingsplätze ohne Rasen, kaum medizinische Versorgung, wenige Spielminuten im Kalenderjahr. Viele Spielerinnen kommen aus abgelegenen Inseln, trainieren nach der Arbeit oder Schule – oft ohne Bezahlung, mit Improvisation statt Infrastruktur.
Trotzdem wächst die Begeisterung. In Ländern wie Samoa oder Tahiti gibt es gezielte Programme zur Förderung von Mädchen im Fußball, unterstützt durch die OFC und FIFA. Die Symbolkraft erfolgreicher Nationalspielerinnen ist immens: Sie zeigen, dass Sport auch im konservativen Umfeld emanzipatorisch wirken kann.
Zwischen Entwicklung und Weltbühne
Der OFC Women’s Nations Cup ist nicht nur ein sportliches Event, sondern ein strategisches Werkzeug. Die FIFA will den Frauenfußball globalisieren und Ozeanien ist Teil dieser Agenda. Im Vergleich zu anderen Kontinentalverbänden hinkt der OFC zwar hinterher, aber er holt auf. Das Turnier ist mittlerweile fest im Vierjahresrhythmus verankert, mit professionellerer Organisation, wachsender Reichweite und Social Media als zentralem Hebel.
Warum wir hinschauen sollten
Im Schatten der großen Turniere entstehen neue Geschichten. Der Frauenfußball in Ozeanien mag sportlich nicht zur Weltspitze gehören, doch er steht für Aufbruch und Selbstermächtigung auf Inseln, deren Stimmen in der Fußballwelt sonst kaum gehört werden. Wer heute die UEFA-Frauen-EM verfolgt, sollte den Blick weiten: Auch in Nadi, Honiara oder Apia rollen die Bälle. Und sie erzählen viel über Stolz, Wandel und den langen Weg zur Gleichberechtigung im globalen Spiel.
Weitere Informationen zum aktuellen Turnier und zur Entwicklung des Frauenfußballs im Pazifik
📌 Ausführliche Hintergrundinformationen zur Förderung von Mädchen- und Frauenfußball in Ozeanien – etwa in Samoa, Tahiti oder Papua-Neuguinea – bietet der FIFA-Artikel:
„Green shoots sprout in the Pacific ahead of 2023“ (FIFA.com)
📌 Einen aktuellen, atmosphärischen Überblick zum diesjährigen Turnier liefert auch das Radiomagazin von ABC Pacific:
🎧 „There could be history in the making in Suva…“ (Pacific Beat, 18. Juli 2025)
→ Einschätzungen vor dem Finale, Hintergründe zur Dominanz von Papua-Neuguinea und zur starken Aufholjagd der Salomonen unter Kapitänin Ileen Pegi
📌 Ein persönlicher Blick auf die Spielerinnenseite findet sich hier:
🎥 Interview mit Ileen Pegi (YouTube – OFC, Juli 2025)
→ Die Kapitänin der Salomonen über Motivation, Teamgeist und den Finaltraum ihrer Mannschaft
Das Finale des aktuellen OFC Women’s Nations Cup 2025 – zwischen Papua-Neuguinea und den Salomonen – wird am 19. Juli um 09:00Uhr (CET) in Suva ausgetragen. Kostenlos abrufbar über FIFA+.
Aktuelle Impressionen, Stimmen und Highlight-Videos:
📱 Instagram @ofcfootball
📺 YouTube OFC Channel
Nachtrag: Salomonen schreiben Geschichte

Am 19. Juli 2025 war es so weit: Die Salomonen haben erstmals den OFC Women’s Nations Cup gewonnen und damit Fußballgeschichte geschrieben. Im packenden Finale von Suva setzten sich die „Island Queens“ mit 3:2 gegen Titelverteidiger Papua-Neuguinea in der Verlängerung durch. Es ist der erste große Titel im Frauenfußball des Landes und ein Meilenstein für den gesamten Pazifikraum.
Die Mannschaft um Kapitänin Ileen Pegi feierte mit Stolz, Tränen und einem klaren Signal: Der Frauenfußball in Ozeanien ist angekommen.
📸 Offizieller Nachbericht und Siegerfoto auf oceaniafootball.com